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Online-Magazin Telepolis: Neue Wendungen im Plagiatsskandal um SZ-Journalistin
Plagiats-Gutachter Weber wirft SZ „Forschungsbetrug“ vor

Hannover/Berlin, 3. Juni 2024 ̶ In der Plagiatsaffäre um die stellvertretende Chefredakteurin der Süddeutschen Zeitung, Alexandra Föderl-Schmid, wirft der Plagiatsgutachter Stefan Weber der Untersuchungskommission der SZ schwere Vorwürfe vor. Er bezichtigt sie, die Kriterien für Plagiate bewusst so verändert zu haben, dass ein gewünschtes Ergebnis herauskam. Im Online-Magazin Telepolis äußert sich Weber gleichzeitig ausführlich zu seinen persönlichen Konsequenzen und der Ethik bei Plagiatsaufdeckungen.

In einem Gespräch mit Telepolis erhebt Weber den Vorwurf des „Forschungsbetrugs“ gegen die Kommission der Süddeutschen Zeitung. „Wenn ein Wissenschaftlerteam bewusst Kategorien so abändert und manipuliert, dass ein erwünschtes Ergebnis herauskommt, dann ist es Betrug. Und das ist hier der Fall“, sagt Weber. Seiner Meinung nach wurden die Definitionen von Plagiaten bewusst so angepasst, dass das Kopieren aus Wikipedia oder „quasi-amtlichen Quellen“ nicht als plagiatswürdig eingestuft wurde.
Für Weber selbst ist die Definition eines Plagiats klar: Jede Übernahme ohne Quellenangabe, mit Ausnahme des Sonderfalls Agenturmeldung, stellt ein Plagiat dar. Er kritisiert, dass die Kommission das Abschreiben aus Wikipedia oder „seriösen“ Websites im Journalismus erlauben würde und dies die Qualitätsstandards dramatisch senken würde.

Weber und sein Team kamen bei der Untersuchung derselben Artikel mit derselben Plagiatssoftware auf eine deutlich höhere Anzahl an problematischen Texten als die SZ-Kommission. Laut Weber liegt dies an der bewussten Manipulation der Kriterien seitens der Kommission.
In puncto Aufsicht und Regeln im Umgang mit digital verfügbaren Texten und Agenturmaterial sieht Weber den Deutschen Presserat in der Pflicht, hier für Klarheit zu sorgen, da der Pressekodex dies bisher vermissen lasse.

Darüber hinaus geht Weber im Interview auch auf die persönlichen Konsequenzen und die Ethik bei Plagiatsaufdeckungen ein. Er reflektiert die moralische Dimension, insbesondere im Hinblick auf den Suizidversuch von Föderl-Schmid nach Bekanntwerden der Vorwürfe. Weber schildert, wie er mutmaßlich er auf diese Nachricht reagiert und was er der Journalistin unmittelbar danach angeboten hat.

Das vollständige Gespräch mit Stefan Weber erscheint in zwei Teilen am Montag und Dienstag auf Telepolis.de sowie als Podcast-Folge bei YouTube, Spotify und Audible.

Ansprechpartner für Rückfragen:
Harald Neuber
Chefredaktion Telepolis
Mobil: 0171 1962 796
E-Mail: hneu@heise.de