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Telepolis-Podcast: Chinas Rolle in der Weltordnung
Deutschlands China-Politik in der Kritik
Hannover/Berlin, 12. August 2024 - Die deutsche China-Politik steht in der Kritik. Thomas Bonschab, ein erfahrener Experte für das China-Geschäft, fordert im Telepolis-Podcast eine klarere und unabhängigere Haltung Deutschlands gegenüber der aufstrebenden Weltmacht. Er warnt vor einer zu starken Orientierung an den USA und plädiert für einen ausgewogeneren Ansatz in der Außenpolitik.
Bonschab kritisiert im Gespräch mit Telepolis-Redakteur Dietmar Ringel die deutsche China-Politik als orientierungslos. Er fordert mehr Neutralität und Unabhängigkeit von den USA. Der China-Experte plädiert für eine differenzierte Herangehensweise, die Chinas wachsenden Anspruch auf eine größere Rolle in der Weltordnung anerkennt, ohne es als Feind zu betrachten. Er betont: „Das wirtschaftliche Epizentrum hat sich kontinuierlich nach Osten verschoben. Heute liegt es deutlich entfernt von Europa, und Projektionen sagen voraus, dass in den 2050ern das Epizentrum im Grenzbereich zwischen China und Indien liegen wird.“
Mit Blick auf die jüngst verhängten Strafzölle der EU auf chinesische Elektroautos zeigte sich Bonschab skeptisch: „Zölle sind immer eine schlechte Antwort auf die Verschiebung von Wettbewerbsfähigkeiten.“ Er wies darauf hin, dass China seine Konsumenten und nicht spezifisch die Unternehmen subventioniere. Dies könnte auch deutschen und europäischen Herstellern zugutekommen, wenn sie rechtzeitig auf Elektromobilität gesetzt hätten.
Bonschab mahnt, dass Deutschland trotz wirtschaftlicher Verflechtungen seine Werte, insbesondere die Menschenrechte, nicht vernachlässigen dürfe. Er plädiert für eine Balance zwischen wirtschaftlichen Interessen und der Einhaltung dieser Werte. Er sieht Deutschland als potenzielle „Führungsmacht“ bei der Moderation globaler Konflikte, bemängelt jedoch das Fehlen einer gemeinsamen europäischen außenpolitischen Haltung und Klarheit im Umgang mit China. Zudem warnt er vor einer möglichen militärischen Eskalation im Taiwan-Konflikt und betont die Notwendigkeit besonnener Diplomatie.
Zum Abschluss des Gesprächs unterstreicht Bonschab die Bedeutung einer unabhängigen deutschen Strategie: „Deutschland muss klarer und unabhängiger agieren, um seine wirtschaftlichen und politischen Interessen in einer sich wandelnden Weltordnung zu wahren.“
Den gesamten Text finden Sie hier.
Das Interview gibt es auch als Hörversion auf YouTube, Spotify und Audible.
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