c’t-Magazin: Gefährliche Wanze im Handy Digitale Gewalt durch Stalkerware
Hannover, 11. Juli 2025 – Standortdaten, Anruflisten, Chatverläufe und sogar Live-Gespräche – heimlich installierte Stalkerware ermöglicht die totale Überwachung von Smartphones. Europas führendes IT- und Technikmagazin c’t warnt vor der zunehmenden Verbreitung dieser Apps, die offen zur Überwachung von Kindern und Partnern beworben werden. Ausgabe 15/2025 zeigt, wie Betroffene diese illegale Spionagesoftware erkennen können.
Die Nachfrage nach digitaler Überwachung ist auch im deutschsprachigen Raum hoch: So dokumentierte ein Leak beim Support des Stalkerware-Anbieters mSpy mehr als 24.000 Anfragen von deutschen E-Mail-Adressen. „Stalkerware wird typischerweise zur heimlichen Kontrolle von Kindern, weiteren Familienmitgliedern oder Partnern verwendet – eben da, wo man sich Entsperrcodes und Passwörter aus praktischen Gründen ohnehin oft teilt“, erläutert c’t-Redakteur Niklas Dierking.
Die heimliche Installation solcher Apps ist jedoch illegal. Das Strafrecht stellt das unbefugte Abhören und Ausspähen von Daten unter Strafe. Anbietern wie Nutzern von Stalkerware drohen Geldbußen oder Haft von bis zu drei Jahren. Selbst wenn Partner den Entsperrcode kennen, liegt eine unbefugte Nutzung vor, sobald die Spyware heimlich und ohne Einverständnis installiert wird. Experten sprechen von digitaler Gewalt, die selten allein auftritt, sondern meist mit körperlicher, sexueller oder psychischer Gewalt einhergeht.
Für Android-Nutzer empfiehlt Dierking als erste Prüfung das Menü „Play Protect“ in den Google Play Store-Einstellungen: „Ein deaktivierter Scan kann darauf hindeuten, dass ein Stalker ihn bei der Installation der Stalkerware abgeschaltet hat.“ Bei Apple-Geräten erfolgt die Überwachung häufig über das iCloud-Backup. „iOS-Nutzer sollten daher regelmäßig prüfen, wer Zugriff auf ihre iCloud-Backups hat“, rät Dierking.
Für beide Systeme gilt: Verdächtig sind Apps mit weitreichenden Berechtigungen für Kamera, Mikrofon, Kalender, Kontakte, Anrufliste, SMS und Standort. Zur Prüfung empfiehlt die c’t-Redaktion neben der manuellen Kontrolle auch externe Tools wie SpyTrap für Android oder das Mobile Verification Toolkit von Amnesty International für beide Systeme. Verdächtige Apps können gelöscht oder das Smartphone auf Werkseinstellungen zurückgesetzt werden.
„Bei akuter Bedrohung raten wir aber dringend davon ab, selbst nach der Spionagesoftware zu suchen”, betont Dierking. „Betroffene sollten keine Apps deinstallieren, sondern das überwachte Smartphone als Beweismittel ausgeschaltet oder in einer abschirmenden Faraday-Tasche zur Polizei oder Beratungsstelle bringen.“
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