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Petra Erler und Günther Verheugen im Telepolis-Interview
Können Russland und der Westen wieder zueinander finden?

Hamburg, 16. Mai 2023 – Seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine im Februar 2022 befinden sich die Beziehungen zwischen dem Westen und Russland auf einem historischen Tiefpunkt. Zwei erfahrene Experten werfen westlichen Entscheidungsträgern nun eine Mitschuld am Krieg vor und mahnen eine Rückkehr zur Entspannungspolitik an. Eine einseitige öffentliche Meinung stehe dem jedoch entgegen, warnen Petra Erler und Günther Verheugen im neuen Telepolis-Podcast.

„Mein Hauptmotiv war, nicht hinzunehmen, dass in unserem Land eine Mauer des Schweigens errichtet wird", erklärt der ehemalige EU-Kommissar Verheugen. Er habe noch nie erlebt, „dass öffentliche Meinung so einseitig gesteuert wird, wie das im Fall des Ukrainekrieges geschieht". Erler, Staatssekretärin in der letzten DDR-Regierung, betont die Notwendigkeit einer Debatte darüber, „wie Europa zusammenleben will – in einer dauerhaften Eiszeit oder durch eine Politik der Verständigung, die in der Vergangenheit erfolgreich war".

In ihrem Buch „Der lange Weg zum Krieg" zeichnen Erler und Verheugen die Entwicklung der vergangenen drei Jahrzehnte nach. Bereits 1994 sei klar gewesen, „dass die Amerikaner in Europa bleiben wollten und Russland intern als neuen Hauptgegner definiert hatten", so Erler. Trotz der schweren Vorwürfe erkennen beide Autoren auch die Mitverantwortung Russlands durch die Annexion der Krim 2014 und den Angriff auf die Ukraine 2022 an. Die westliche Darstellung einer imperialen russischen Aggression entspreche jedoch nicht der gesamten historischen Realität.

Verheugen erinnert an die erfolgreichen Verhandlungen der 1970er-Jahre, die zu einer langfristigen Entspannung führten. Eine ähnliche Herangehensweise sei auch heute möglich, um die Sicherheitsinteressen aller Beteiligten zu berücksichtigen und eine friedliche Lösung zu finden. Angesichts der aktuellen Eskalation sehen beide Autoren zwar wenig Chancen für Diplomatie, plädieren aber dennoch für eine Rückkehr zur Entspannungspolitik. Sie fordern eine realistischere und ausgewogenere Sichtweise auf die internationalen Beziehungen und warnen vor den Gefahren einer fortgesetzten Konfrontation.

Das Interview gibt es auch als Hörversion auf YouTube, Spotify und Audible.

Ansprechpartner für Rückfragen:
Harald Neuber
Chefredaktion Telepolis
Mobil: 0171 1962 796
E-Mail: hneu@heise.de