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Telepolis Schlaglicht – Hintergründe zu einer Welt im Umbruch
Linken-Politiker Jan Van Aken sieht Chancen nach Wagenknecht-Austritt

Hannover, 18. September 2024 ‒ Die Linkspartei befindet sich nach einer Serie von Wahlniederlagen und dem Rückzug der Parteispitze in schwerer See. Für den früheren Bundestagsabgeordneten Jan van Aken ist dies jedoch der richtige Zeitpunkt, um Verantwortung zu übernehmen. Er hat angekündigt, beim Bundesparteitag im Oktober für den Parteivorsitz zu kandidieren. In einem Gespräch im Telepolis-Podcast erläuterte er seine Pläne für eine Neuausrichtung der Partei.

„Wir haben einige unserer zentralen Probleme hinter uns gelassen”, erklärt van Aken zuversichtlich. „Ich glaube, viele Menschen wussten in den vergangenen Jahren nicht mehr genau, wofür die Linke steht.“ Mit der Abspaltung des Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) sieht er nun die Chance, dass die Partei wieder mit einer Stimme sprechen und klare Positionen vertreten kann.

Trotz der jüngsten Wahlniederlagen in Thüringen und Sachsen zeigt sich van Aken optimistisch: „Wenn wir methodisch, strategisch richtig rangehen, dann können wir über die Zeit wieder Vertrauen aufbauen.“ Als Vorbild nennt er den Wahlkampf von Nam Duy Nguyen im Leipziger Osten, der mit intensiven Haustürgesprächen aus dem Stand 40 Prozent der Stimmen holte.

Van Aken sieht die Kernmarke der Linken darin, für Menschen da zu sein, „die am Ende des Monats zu wenig Geld in der Tasche haben“. Dazu gehören für ihn Erwerbslose, Rentner und Mindestlohnempfänger. „Die Menschen, die wirklich keine Stimme in dieser Gesellschaft haben, mit ihnen gemeinsam für ihre Rechte zu kämpfen. Das ist, glaube ich, das Alleinstellungsmerkmal“, betonter.

In der Migrationsdebatte positioniert sich van Aken klar: „Menschen in Not muss geholfen werden. Da gibt es überhaupt kein Vertun.“ Er kritisiert, dass viele Parteien die Schuld für soziale Probleme auf Geflüchtete schieben, anstatt die Folgen jahrzehntelanger neoliberaler Politik zu thematisieren.

Ein weiterer Schwerpunkt van Akens ist die Friedenspolitik. Als langjähriger Experte für Abrüstung und internationale Konflikte plädiert er für eine Rückkehr zu Verhandlungen im Ukraine-Krieg: „Drei Viertel aller Kriege enden mit Friedensverhandlungen, das ist der Weg da raus.“ Er fordert die Bundesregierung auf, China stärker in Vermittlungsbemühungen einzubinden.

Mit Blick auf die Friedensbewegung sieht van Aken die Linke in der Pflicht, eine zentrale Rolle zu spielen. Er plant mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung eine internationale Kampagne für globale Abrüstung. Ziel sei es, „dass alle Länder gleichzeitig ihren Militärhaushalt um zehn Prozent verringern“.
Van Aken ist überzeugt, dass die Linke mit klaren Positionen zu sozialer Gerechtigkeit und Frieden wieder an Profil gewinnen kann. Ob ihm die Neuausrichtung der Partei gelingt, wird sich beim Bundesparteitag im Oktober zeigen.

Das Interview aus der Reihe Telepolis Schlaglicht – Hintergründe zu einer Welt im Umbruch gibt es auch als Hörversion auf Apple Podcast, Deezer und Spotify.

Ansprechpartner für Rückfragen:
Harald Neuber
Chefredaktion Telepolis
Mobil: 0171 1962 796
E-Mail: hneu@heise.de