c’t-Magazin: KI-Komponisten auf dem Vormarsch Musikindustrie vor radikalem Umbruch
Hannover, 25. Juli 2025 ‒ Ein kurzer Textprompt genügt – und fertig ist der Song: Künstliche Intelligenz könnte die Musikindustrie in den kommenden Jahren grundlegend verändern. Wie Europas führendes IT- und Technikmagazin c’t berichtet, prognostizieren Experten, dass bis 2028 bereits jeder fünfte gestreamte Song KI-generiert sein wird ‒ mit dramatischen finanziellen Folgen für menschliche Musiker und die gesamte Branche.
Die Umsätze mit KI-Musik sollen von einer Milliarde US-Dollar 2024 auf 16 Milliarden US-Dollar im Jahr 2028 steigen. Zehn Milliarden US-Dollar Tantiemen würden dann jedoch nicht mehr bei Musikern und Komponisten landen, sondern bei den Produzenten mit KI-Generatoren und deren Anbietern.
„Die Büchse der Pandora ist geöffnet, KI-Musik wird nicht wieder verschwinden”, warnt c’t-Redakteur Hartmut Gieselmann. „In der Folge verarmt der Großteil der Musiker weiter ‒ egal, ob er künftig wie Clickworker für KI-Dienste arbeitet oder für seine Musik weniger ausgezahlt bekommt, weil KI-generierte Songs seine Tantiemen kannibalisieren“, erklärt Gieselmann.
Besonders brisant: Die KI-Dienste beanspruchen in ihren AGB weitreichende Rechte an den generierten Songs. Es wäre „die größte und umfassendste Aneignung musikalischer Werke in der Geschichte“, wenn diese Klauseln rechtlich Bestand hätten. Die GEMA hat bereits Klage gegen den Anbieter Suno eingereicht, da unklar ist, ob die KIs überhaupt legal trainiert wurden.
Die Qualität der KI-Kompositionen hat sich drastisch verbessert. „Sie genügt bereits für Hintergrund- und Gebrauchsmusik, sogenannte ‚Muzak‘“, so Gieselmann. „Für echte Hits sollten menschliche Produzenten die Tracks zwar noch überarbeiten ‒ aber wie lange noch?“ Selbst musikalische Laien können mit wenigen Klicks ansprechende Songs in verschiedensten Stilrichtungen produzieren.
Doch nicht nur Musiker, auch die Musikindustrie selbst steht vor dem Abgrund. Wenn Nutzer künftig Musik für ihre Alltagssituationen direkt selbst erzeugen können, verliert diese ihren Tauschwert. „Die auf KI-Muzak aufbauende Musikindustrie würde zwangsläufig absterben, weil mit dieser Musik schlichtweg kein Geld mehr zu verdienen wäre“, prognostiziert der c’t-Redakteur.
Was bleibt, sind Live-Konzerte. „Eine KI kann nicht auftreten und keine menschliche Beziehung zum Publikum aufbauen“, sagt Gieselmann. Musiker müssten einen eigenen, einzigartigen Stil entwickeln, um in der KI-Flut nicht unterzugehen. Nur so behielten sie die Kontrolle über das Angebot und den Tauschwert ihrer eigenen Musik.
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