iX-Magazin: Digitale Souveränität als Schutzschild Microsoft-Sperre als Weckruf für unabhängige IT
Hannover, 23. Mai 2025 – Auf Druck der Trump-Regierung hat Microsoft kürzlich den E-Mail-Zugang des Chefanklägers des Internationalen Strafgerichtshofs gesperrt. Dieser Vorfall offenbart die Gefahren einer zu starken Abhängigkeit von einzelnen IT-Anbietern. Das IT-Profimagazin iX analysiert in Ausgabe 6/2025 die wichtigsten Schritte zur digitalen Unabhängigkeit: den Umstieg auf europäische Cloud-Dienste, die Nutzung von Open-Source-Software sowie die Verlagerung kritischer Daten in die eigene Infrastruktur.
„Der Fall des Strafgerichtshofs verdeutlicht die Verwundbarkeit von Organisationen, die von US-Technologie abhängig sind", warnt Ulrich Wolf, stellvertretender iX-Chefredakteur. „Wenn der US-Präsident per Dekret jeder Organisation, die von US-Technologie abhängig ist, den digitalen Stecker ziehen kann, müssen bei Unternehmen und Behörden die Alarmglocken schrillen. Nicht nur E-Mail-Konten, sondern auch Cloud-Dienste und Software-as-a-Service-Produkte (SaaS) könnten jederzeit gesperrt werden.“
Eine souveräne IT-Strategie sei daher kein Luxus, sondern zunehmend überlebenswichtig. „Es geht nicht darum, komplett autark zu werden“, betont der Redakteur. „Vielmehr müssen Unternehmen genau analysieren, in welchen Bereichen sie unabhängiger werden wollen und können.“ Dabei gelte es, die Ziele Unabhängigkeit, Verfügbarkeit, Sicherheit und Kostenkontrolle gegen Risiken wie erhöhten Bedarf an internem Know-how und mögliche Prozessabhängigkeiten abzuwägen.
Zwei Dimensionen sind entscheidend: der Ort der Datenverarbeitung und das Bezahlmodell für IT-Anwendungen. „Je mehr Daten im eigenen Haus oder zumindest in der eigenen Jurisdiktion verarbeitet werden und je mehr auf Open-Source-Software und offene Standards gesetzt wird, desto höher ist in der Regel die Souveränität“, erläutert Wolf. Diese Dimensionen lassen sich in einer Souveränitätsmatrix darstellen, die bei der Einordnung der eigenen IT-Landschaft hilft.
Konkret werde dies in verschiedenen Handlungsfeldern wie Unternehmensanwendungen, Datenspeicherung oder Identitätsmanagement. Im Bereich der Cloud-Technologien sieht Wolf durchaus Fortschritte: „Der Sovereign Cloud Stack und die Cloud Native Foundation Landscape bieten gute Grundlagen für eigene souveräne Infrastrukturen.“
Wolf resümiert: „Unternehmen sollten jetzt handeln, bevor sie in eine ähnliche Situation geraten wie der Internationale Strafgerichtshof. Eine unabhängigere IT-Landschaft mag komplexer sein – dafür ist sie deutlich krisenfester und schützt vor willkürlichen Eingriffen von außen.“ Dabei sei es entscheidend, in Aus- und Weiterbildung zu investieren, um die notwendige Expertise im Unternehmen aufzubauen und Mitarbeiter auf die Veränderungen vorzubereiten.
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